Deutscher Hotel- und Gaststättenverband e.V.
(DEHOGA Bundesverband)


Am Weidendamm 1 A, 10117 Berlin
Fon 030/72 62 52-0, Fax 030/72 62 52-42
info​[at]​dehoga.de, www.dehoga.de


DEHOGA-Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges zum Thema TRINKGELD

anlässlich einer Anfrage der WELT

1. Wie viel Trinkgeld wird in Deutschland üblicherweise gegeben?
Üblicherweise beträgt das Trinkgeld zwischen fünf und zehn Prozent der Rechnungssumme, selten bis zu 15 Prozent. Dabei fällt das Trinkgeld bei kleineren Beträgen oftmals prozentual höher aus als bei einer höheren Rechnungssumme. Repräsentative Zahlen über die Höhe des Trinkgeldes in Deutschland liegen uns leider nicht vor.
2. Wie hat sich das Trinkgeld-Verhalten aufgrund der Inflation zuletzt verändert?
Wir haben beobachtet, dass gerade in den Wochen und Monaten nach den Lockdowns vielfach sehr großzügig Trinkgeld gegeben wurde. Die Gäste waren dankbar, dass unsere Betriebe endlich wieder geöffnet hatten. Das gestiegene Bewusstsein für die Bedeutung eines tollen Gastronomieerlebnisses ist auch weiterhin da. Wer sich für einen Gastronomiebesuch entscheidet und zufrieden oder gar begeistert ist, gibt auch weiterhin Trinkgeld.
3. Wie bewerten Sie die Trinkgeldkultur in Deutschland, auch im internationalen Vergleich?
Trinkgelder sind ein freiwilliges Dankeschön des Gastes für guten Service. Der Gast entscheidet individuell, ob und in welcher Höhe er Service und Küche mit einem Trinkgeld belohnt. Die Höhe des Trinkgeldes hängt davon ab, wie zufrieden der Gast mit der Dienstleistung während seines Aufenthaltes gewesen ist. Anders als in vielen Ländern gibt es bei uns keine feste Höhe für die Trinkgelder.
4. In Österreich ist eine Debatte um fixe Servicepauschalen in der Gastro entbrannt. Wie bewerten Sie eine Servicepauschale? Ist das ein sinnvolles Mittel auch für deutsche Gastronomen?
Das freiwillige Geben eines Trinkgelds an die Mitarbeiter ist bei uns in Deutschland gelernt und akzeptiert. Fakt ist: Der Service ist in Deutschland im Preis enthalten. Zusätzliche Pauschalen sind den Gästen schwer zu vermitteln, abgesehen von rechtlichen Fragestellungen, die sich daraus ergeben würden.
5. Wie entwickeln sich aktuell die Gäste-Zahlen in der Gastronomie hierzulande angesichts der spürbaren Preisaufschläge bei Essen und Trinken?
Daten zum Gästeaufkommen liefert das Verbraucherpanel CREST von Circana. Danach lag die Zahl der Besuche von Januar bis Mai des laufenden Jahres 11,5 Prozent unter dem Wert von 2019, also vor Ausbruch der Pandemie. Auch nach Angaben des Statistischen Bundesamtes hat die Branche nach drei Verlustjahren das Vorkrisenniveau noch nicht erreicht. Im ersten Quartal 2023 lagen die inflationsbereinigten Umsätze 12,5 Prozent unter denen des Jahres 2019. Keine Frage: Auch unsere Gäste sind von den explodierenden Preisen in allen Bereichen des Lebens betroffen und schauen genau hin, was sie sich leisten können. Zugleich ist auch festzuhalten: Unsere Betriebe haben die extremen Kostensteigerungen bislang nicht eins zu eins weitergegeben und ihre Preise moderat angepasst. Zum Vergleich: Die allgemeine Inflationsrate lag bei Lebensmitteln im April 2023 gegenüber 2022 bei 14,9 Prozent und bei Energie bei 17,4 Prozent. Überproportional gestiegen sind auch die Personalkosten: Nach einer DEHOGA-Umfrage vom April 2023 waren diese um durchschnittlich 21,5 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Die Preise bei Gaststättenleistungen stiegen dagegen um 9,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.