Deutscher Hotel- und Gaststättenverband e.V.
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DEHOGA-Branchenbericht: Langer Winter bremst Wachstum – Energiekosten bereiten Sorgen

Gastgewerbe bleibt Jobmotor / Deutschland-Urlaub so beliebt wie noch nie / Kampagne „Fair schmeckt‘s besser!“

(Berlin, 23. Mai 2013) Der lang anhaltende Winter hat die Geschäfte in der Hotellerie und Gastronomie ausgebremst. Zu diesem Ergebnis kommt der jüngste Branchenbericht des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA Bundesverband). „Es zeigt sich erneut, wie wetterabhängig unsere Branche ist. Gerade die Gastronomie und die Ferienhotellerie litten unter dem langen, harten Winter. Und auch die Eurokrise bleibt ein großer Unsicherheitsfaktor“, erklärte DEHOGA-Präsident Ernst Fischer bei der Vorstellung des Berichts auf der Jahrespressekonferenz des Verbandes in Berlin.

26,4 Prozent der Hoteliers bezeichnen ihre Geschäftslage im Winterhalbjahr als gut, 43,3 Prozent als befriedigend. Die Stimmung hat sich damit verschlechtert. Dementsprechend entwickelten sich auch die Umsätze in der Branche. 46 Prozent der Befragten mussten von Oktober 2012 bis März 2013 Umsatzeinbußen hinnehmen. Die Ertragslage bleibt weiter angespannt. Steigende Betriebskosten und wenig Spielraum bei der Preisgestaltung führten bei 53,5 Prozent der Unternehmen zu sinkenden Erträgen. Erfreulich ist die anhaltend hohe Investitionsbereitschaft der Betriebe, es wird vor allem modernisiert. Als Gründe dafür nannte Fischer die noch relativ gute Konjunktur und insbesondere die Mehrwertsteuersenkung für Übernachtungen.

Die Mehrheit der Gastronomen blickt mit gemischten Gefühlen auf das Winterhalbjahr zurück. Über 67 Prozent der Unternehmen bezeichneten ihre Lage als gut bzw. befriedigend, für über 32 Prozent fielen die Geschäfte dagegen schlechter aus. Grund dafür ist vor allem der strenge und lang anhaltende Winter.  Insgesamt konnten aber 52,3 Prozent der Unternehmer ihre Umsätze stabil halten oder sogar ausbauen. Steigende Kosten im Energiebereich und bei den Lebensmitteln haben jedoch auch hier dafür gesorgt, dass die Erträge bei mehr als der Hälfte der Unternehmen gesunken sind.

Für die Sommermonate geben sich Gastronomen und Hoteliers dennoch optimistisch – wenn auch nicht mehr so stark wie noch vor einem Jahr.  69,7 Prozent der Hoteliers und 78,7 Prozent der Gastronomen erwarten für die Zeit von April bis September 2013 stabile oder sogar bessere Geschäfte als in der Vorjahressaison. Der DEHOGA geht – auch mit Blick auf die Wetterlage im April und Mai – nun von einem Umsatzplus von 1,0 Prozent für das Gesamtjahr 2013 aus.

150.000 neue Jobs geschaffen

„Die aktuellen Zahlen zeigen, wie wichtig es ist, den Unternehmen keine neuen Lasten aufzubürden. Die Politik ist aufgerufen, diesen Aufschwung zu fördern und nicht abzuwürgen. Unsinnige Forderungen nach gesetzlichen Mindestlöhnen und Steuererhöhungen sind Gift für den Mittelstand. Und darüber hinaus völlig unnötig“, betonte Fischer. „Seit 2004 entstanden in unserer Branche 150.000 neue sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze. Dies ist ein Zuwachs von 19,9 Prozent, während die Gesamtwirtschaft im gleichen Zeitraum auf 9,1 Prozent kommt. Auch die behauptete Aufspaltung von Vollzeit in Minijobs ist dadurch klar widerlegt. Wir brauchen mit Blick auf die Stoßzeiten und das Saisongeschäft dieses flexible Beschäftigungselement.“

Das klare Nein zu den Mindestlöhnen begründete der DEHOGA-Präsident mit den Worten: „Das Gastgewerbe braucht keinen gesetzlichen Mindestlohn. Es gibt in allen Bundesländern Tarifverträge für Arbeitnehmer im Gastgewerbe. Das ist das Ergebnis einer verantwortlichen Tarifpolitik, die in den vergangen Jahren wieder Lohnsteigerungen in mehreren Bundesländern möglich gemacht hat. Bereits jetzt erleben wir aber einen Überbietungswettbewerb einzelner Parteien bei der Höhe eines angemessenen Mindestlohns. Das zeigt, wie unverantwortlich es wäre, die Politik mit der Lohnfindung zu beauftragen.“

Mehrwertsteuersenkung ein Grund für Touristenrekord

Der DEHOGA-Präsident betonte, dass Deutschland als Reiseland so beliebt sei wie noch war. Über 407 Millionen Übernachtungen im Jahr 2012 seien ein neuer Rekord! Ein Teil dieses Erfolges ist sicher auch auf die Senkung des Mehrwertsteuersatzes in der Übernachtungsbranche zurückzuführen. „Ein Urlaub in Deutschland ist attraktiver geworden“, erklärte Fischer. Denn allen politischen Widrigkeiten und öffentlichen Angriffen zum Trotz haben die Hoteliers, die Gasthof- und Pensionsbetreiber Wort gehalten. Sie investieren in Millionen-Euro-Höhe und warten mit weit über dem Wirtschaftsdurchschnitt liegenden Neueinstellungen auf. So entstanden von Juni 2011 bis Juli 2012 nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit 16.348 neue sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze im Beherbergungsgewerbe. „Tausende Existenzen unserer Familienunternehmer und damit Arbeitsplätze konnten gesichert werden“, betonte Fischer. „Es geht nicht um Steuersubventionen oder Geschenke, sondern um fairen Wettbewerb in Europa.

In 23 von 27 EU-Mitgliedstaaten gelten reduzierte Steuersätze für die Hotelübernachtung. Die Mehrwertsteuersenkung war also eine dringend notwendige und längst überfällige Investition in den Tourismusstandort Deutschland.“

Neue Kampagne „Fair schmeckt‘s besser!“

Die Erfolge zeigen, was in der Gastronomie möglich wäre, wenn es einen einheitlich reduzierten Steuersatz für Speisen gebe. „Jeder redet von gesunder Ernährung, regionale Küche liegt voll im Trend. Dem Staat allerdings ist die Essvariante ‚to go‘ derzeit offenbar lieber. Tütensuppen oder das Popcorn im Kino werden mit sieben Prozent besteuert, das frisch zubereitete Essen im Lokal oder die täglichen Mahlzeiten der Schulkinder dagegen meist mit 19 Prozent. Das ist nicht fair“, sagte Fischer.

Eine Senkung der Mehrwertsteuer wäre wie eine Konjunkturspritze: Denn zurzeit sind viele Gastronomen aufgrund des Preisdrucks gezwungen, überfällige Anschaffungen und Modernisierungen auf die lange Bank zu schieben. Durch ein faires Steuersystem könnte der Investitionsstau aufgelöst werden. „Ein weiterer Pluspunkt: Regionale Wirtschaftskreisläufe erfahren eine klare Stärkung, denn das lokale Handwerk und die Zulieferindustrie profitieren natürlich von den Investitionen“, so Fischer.

Da Bäcker, Metzger und Supermärkte auf verzehrfertige Speisen nur sieben Prozent aufschlagen müssen, genießen sie einen Kalkulationsvorteil, der ihnen Spielraum verschafft. „Im Sinne eines fairen Steuersystems ist es angebracht, zubereitete Speisen in der Gastronomie steuerlich gleich zu behandeln – unabhängig davon, ob sie vor Ort gegessen oder mitgenommen werden“, betonte Fischer. Zumal die Gastronomie unglaublich arbeitsintensiv sei. Auf den gleichen Umsatz kommen in der Gastronomie sechs Mal mehr Beschäftigte als im Lebensmitteleinzelhandel.

„Mit unserer neuen Kampagne ‚Fair schmeckt’s besser!‘ werden wir in den kommenden Monaten auf unterhaltsame Art und Weise auf die Widersprüche des bestehenden Steuersystems eingehen“, erklärte Fischer anschließend.

Der DEHOGA-Branchenbericht „Gastgewerbe Winter 2012/13 – Ausblick Sommer 2013“ steht HIER kostenfrei zum Download zur Verfügung.

Über den DEHOGA-Branchenbericht
Mit dem Branchenbericht Gastgewerbe Winter 2012/13 – Ausblick Sommer 2013 stellt der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA Bundesverband) bereits zum 28. Mal seine repräsentative Konjunktur-beobachtung des gastgewerblichen Marktes vor. Grundlage für den Branchenbericht sind Befragungen von 5.000 Hoteliers und Gastronomen in ganz Deutschland, die in Zusammenarbeit mit dem Institut für Management und Tourismus der Fachhochschule Westküste in Heide durchgeführt werden. Die Beurteilung der Konjunkturentwicklung bezieht sich auf die Geschäftslage im Zeitraum Oktober 2012 bis März 2013 sowie die Geschäftserwartungen für die Monate April bis September 2013. Die Daten wurden entweder schriftlich oder per Online-Fragebogen im Zeitraum vom 8. April bis 2. Mai 2013 erhoben.



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