Deutscher Hotel- und Gaststättenverband e.V.
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DEHOGA-Ausbildungsumfrage: Für neues Ausbildungsjahr dramatische Einbrüche absehbar - Verbesserungen bei Ausbildungsprämie und Unterstützung der Einstiegsqualifizierung gefordert

Im Zeitraum vom 29. Mai bis 7. Juni 2020 haben insgesamt 1.580 gastgewerbliche Ausbildungsbetriebe mit durchschnittlich 8 Azubis an der DEHOGA-Ausbildungsumfrage teilgenommen. Das wohl wichtigste Ergebnis: Bei den Aussichten für das kommende Ausbildungsjahr 2020/2021 verdichtet sich die Befürchtung eines Corona-Schocks: Während 19 % der Ausbildungsbetriebe bereits Verträge geschlossen haben und 23 % die gleiche Zahl an Ausbildungsplätzen anbieten wie sonst, geht die Mehrheit der Betriebe von negativen Auswirkungen auf das Ausbildungsangebot aus: 29 % der Ausbildungsbetriebe planen für dieses Jahr keine neuen Ausbildungsverträge. 16 % werden weiter ausbilden, allerdings mit weniger Plätzen als bisher. 5 % werden wohl in Zukunft nicht mehr ausbilden. Und 7 % geben an, dass sie zwar bereits Ausbildungsverträge geschlossen haben, jedoch befürchten, diese nicht erfüllen zu können.

Betriebsindividuell ist es nachvollziehbar und rational, dass sich Betriebe angesichts der massiven Unsicherheiten abwartend verhalten. Wenn jedoch mehr als die Hälfte der gastgewerblichen Ausbildungsbetriebe teils deutliche Einschnitte beim Ausbildungsengagement vornehmen müssen, bedeutet das für die Branche insgesamt einen Verlust von mehreren Tausend Ausbildungsverträgen und mittelfristig eine Verschärfung des Fachkräftemangels. Denn in der Gesamtwirtschaft sind statistisch gesehen die Chancen der Schulabgänger, einen Ausbildungsplatz zu finden, weiter gut. Jugendliche, die wir im kommenden Ausbildungsjahr nicht einstellen, gehen daher in vielen Fällen für Hotellerie und Gastronomie dauerhaft verloren. Und das, obwohl die Branche bis vor wenigen Wochen händeringend nach Fachkräften suchte – und das sicherlich auch nach Abklingen der Corona-Krise wieder tun wird.

Es lohnt sich daher, jetzt um jeden Ausbildungsplatz zu kämpfen. Betriebe, die derzeit unsicher sind, ob sie sich in Ausbildung engagieren können, sollten soweit wie möglich „im Spiel gehalten“ werden. Das kann in dieser schwierigen Zeit jedoch nur gelingen, wenn betriebliche Ausbildung unterstützt wird – auch finanziell.

Ausbildungsprämie für das Gastgewerbe verbessern

Die in der letzten Woche vom Koalitionsausschuss beschlossene Ausbildungsprämie ist dabei ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Da aber den Anspruch nur diejenigen Betriebe haben sollen, die ihre durchschnittlichen Ausbildungsverträge der letzten drei Jahre bei den Neuverträgen 2020 mindestens halten, werden hierbei viele gastgewerbliche Betriebe „durch den Rost fallen“. Der besonderen Betroffenheit der gastgewerblichen Ausbildungsbetriebe muss deshalb bei der Ausgestaltung der Prämie Rechnung getragen werden.

Renaissance der Einstiegsqualifizierung einleiten

Für Ausbildungsbetriebe, die jetzt die mehrjährige Belastung eines Ausbildungsvertrages nicht verantworten können, können die sog. Einstiegsqualifizierungen (EQ) eine Alternative darstellen. Darüber können Jugendliche für sechs bis zwölf Monate in einem von den Arbeitsagenturen finanziellen geförderten „Praktikum“ eingesetzt werden und auch schon die Berufsschule besuchen. EQ sind insbesondere für theorieschwache Jugendlichen konzipiert, könnten aber angesichts der Corona-Krise auch für andere marktbenachteiligte Jugendliche zur Anwendung kommen.

Weitere DEHOGA-Forderungen 

In der Phase des Lockdowns haben viele gastgewerbliche Betriebe die bittere Erfahrung machen müssen, dass der sechswöchige Lohnfortzahlungsanspruch für Auszubildende während der Kurzarbeit sie finanziell stark belastet hat. Mit ihrer fortbestehenden Ausbildungsverpflichtung sind sie vielfach von IHKs und Berufsschulen allein gelassen worden. Das darf nicht noch einmal passieren. Für den Fall einer „zweiten Welle“ müssen die Ausbildungsvergütungen über das Kurzarbeitergeld abgedeckt werden. Die in der Corona-Krise in voller Dramatik zutage getretenen Schwächen vieler Berufsschulen in Sachen Digitalisierung müssen mit voller Kraft angegangen werden. Auch der Weg des DEHOGA, digitale Schulungsangebote für Ausbilder sowie digitale Prüfungsvorbereitung für Azubis zu unterstützen, ist wichtiger denn je. Außerdem müssen vor allem die kleineren Ausbildungsbetriebe beim digitalen Ausbildungsmarketing unterstützt werden.

Weitere Ergebnisse der DEHOGA-Ausbildungsumfrage: 

  • Den meisten gastgewerblichen Ausbildungsbetrieben ist es gelungen, trotz der Betriebsschließungen Auswirkungen auf die laufenden Ausbildungsverhältnisse zu begrenzen. 64 % haben es in der Phase vor den Lockerungen weitgehend geschafft, die Auszubildenden sinnvoll zu beschäftigen. 58 % konnten Kurzarbeit für Auszubildende vermeiden und planen solche auch nicht. In zusammen rund 30 % der Betriebe jedoch waren oder sind Auszubildende in Kurzarbeit.
  • Überwiegend kein gutes Zeugnis stellen die Ausbildungsbetriebe den Leistungen der Berufsschulen in dieser Zeit aus: Nur 29 % der Betriebe bescheinigen den Berufsschulen ein gutes und ausreichendes digitales Lernangebot (z.B. Schulcloud, Online-Unterricht, digitaler Aufgabenversand). In den meisten Fällen, 48 %, sahen die Betriebe das Bemühen der Schulen, digitale Lernangebote zu schaffen, hielten das Ergebnis aber für nicht zufriedenstellend. Und 23 % der Betriebe mussten kein oder fast kein digitales Lernangebot der Berufsschule feststellen.  Die Kommunikation zwischen Berufsschule und Auszubildenden / Ausbildungsbetrieben bewertete eine knappe Mehrheit (57 %) als zufriedenstellend.
  • Ein gemischtes Bild zeigt sich bei der Übernahme. Rund 30 % der Betriebe wollen ihre ausgelernten Azubis wie auch ursprünglich geplant überwiegend übernehmen. Die gleiche Zahl gibt jedoch an, ursprünglich Übernahmen geplant zu haben, diese aber jetzt aufgrund der Situation nicht realisieren zu können.